Workshoppers Gründer René Götzenbrugger über den Workshop seines Lebens.
Mit zitternder Stimme und kreidebleichem Gesicht stand ich vor den 8 Herren. Ein unmotiviertes, mittelständisches Unternehmen, das gerade darauf wartete von mir durch einen Identitätsentwicklungsprozess, im Rahmen meines ersten großen Workshops, geführt zu werden.
Ich referierte, spielte Theater, präsentierte hunderte von Projekte vor kleinem und großem Publikum. Aber nun? Eine Gruppe erwachsener Ingenieure, Betriebswirtschaftler und Marketingexperten zu einem guten Ergebnis zu führen, fühlte sich an wie das erste mal Sex zu haben. Nur noch schlimmer, da man gleich mit einer ganzen Herde fertig werden musste. Dazu waren die Herrschaften ziemlich unmotiviert. Bis auf einer. Typ „strenger Großvater“, war nicht nur übermotiviert sondern stellte mein Tun schon nach dem ersten Satz in Frage: „Ja, Ja, Ja… Können wir das nicht abkürzen und gleich den Claim entwickeln? Habe da schon einige aufgeschrieben – Ich lese gleich mal 10 davon vor: We are a great…“. Ich musste kurz laut werden. Mein forsches HALT, tat mir damals ziemlich in Mark und Bein weh. Ich erzählte ihm und dem Rest der Herde, das wir zunächst die Pferde satteln werden, bevor wir auf ihnen durchs Ziel reiten werden. Wir sollten Sie gut und sicher satteln – und zwar gemeinsam. Wir sollten den Weg bestimmen – und zwar gemeinsam. Wir sollten auf die langsamen Pferde achten und die schnellen in die richtige Richtung lotsen. Wir sollten zusammen das Ziel erarbeiten. Nicht einer sollte es definieren. Oder jeder durch sein eigenes Ziel stürmen.
Zumindest war der alte Herr für einen Moment still.
Ich war oft dabei in solchen Workshops – meist als Schriftführer und als Mädchen für alles. Heute nach gut 100 selbst geführten Workshops verstehe ich mein Handwerk. Ich gehe spielerisch in Situationen, kann improvisieren und bewege auch eine träge Masse organisch zu einem guten Ergebnis. Es macht großen Spaß mit Menschen zu arbeiten und sie zu einer Idee oder einem Fazit oder einem Produkt zu lotsen. Zu einem Ergebnis das Nachwirkungen zeigen soll und die Menschen ein Stück weit gedeihen lässt.
Ich mache auch Vorträge in Studentenklassen. Auch das hat seinen Reiz. Aber es ist einfach viel interessanter zu sehen, wenn sich Menschen vor deinen Augen entwickeln und etwas entwickeln. Das passiert in Workshops.
Auch auf der anderen Seite sammelte ich ebenfalls meine Erfahrungen. Hatte schlechte und gute Workshopleiter. Die einen kamen vom Fach, die anderen von der Rhetorik. Die Rhetorischen sind oft auch die, die genauso gut Staubsauger verkaufen oder am Hamburger Fischmarkt die Meute dazu bringen 1,8 m Yucca-Palmen zu kaufen obwohl sie mit dem Fahrrad da sind. Die fachlichen nuscheln und haben Angst vor dem Auftraggeber. Doch viele sind sehr gut. Dann freue ich mich und wachse als Workshopteilnehmer über mich hinaus.
Mit Workshoppers United starte ich mit meiner Frau Ulla den Workshop meines Lebens. Ich wünsche mir eine Landschaft, die voll ist von Menschen die in anderen Menschen etwas entfachen. Menschen, die Teile ihres Könnens vermitteln und somit in anderen Menschen eine neue Motivation anstiften. Und Menschen die aus diesem Können Projekte starten, Firmen gründen und etwas großes oder kleines auf die Beine stellen. Oder einfach nur ihr Privatleben oder ihre Zukunft bereichern.
Es wird Zeit das wir Workshops auf einer Plattform organisieren. Deutschland hat sehr viel zu bieten und ich wünsche mir, das dies für alle auf Workshoppers.de sichtbar wird. Somit können wir eine Lernform organisieren, Disziplinen präsentieren und zusammenführen. Daraus sollten motivierende und inspirative Projekte werden, die den Menschen helfen Geld zu verdienen aber auch um ihre Persönlichkeit zu entwickeln.
„Ich kann niemanden etwas lehren, ich kann ihm nur helfen, es in sich zu entwickeln.“ Galileo Galilei
René
Autor René Götzenbrugger
Alle Rechte beim Autor.